Mehr als 130 Teilnehmer nahmen an der diesjährigen Fachtagung „Bankenaufsicht im Umbruch“ am 9. November 2015 im Congresscentrum Pforzheim teil. Auch bei der bereits vierten Veranstaltung in dieser Reihe, wurden die hohe Dynamik und weitreichenden Änderungen in der Regulatorik deutlich. So legte Dr. Jukka Vesala in seinem Vortrag die Arbeitsprinzipien der indirekten Bankenaufsicht dar. In diesem Zusammenhang befasse sich die indirekte Aufsicht auch mit den Geschäftsmodellen unter besonderem Fokus auf die Ertragsquellen der Institute. Dabei bestätigte er die große Bedeutung, die gerade kleinere Institute in Deutschland haben. Auch bekräftigte er hierbei, dass wegen der guten Arbeit der deutschen Bankenaufsicht derzeit kein Anlass bestehe, in die Aufsicht kleinerer Institute direkt einzugreifen.
Adam Farkas betonte in seiner Rede ebenso die besondere Rolle von kleinen und mittleren Banken. So müsse die Aufsicht gewährleisten, dass mittelgroße und kleine Banken sicher und robust sind. Nur so könne ein solides Bankensystem in Europa bestehen, und die Institute ihrer Rolle in der Bereitstellung von Krediten gerecht werden. Allerdings zeigte er Verständnis für die Sorge vor Überregulierung. Er erläuterte die Umsetzung des Verhältnismäßigkeitsprinzips durch die EBA im Rahmen der gesetzlichen Mandate und erklärte Bereitschaft, dem weiter nachzugehen und weiteres zu leisten.
Michael Theurer, Mitglied im Ausschuss für Wirtschaft und Währung des Europäischen Parlaments, verdeutlichte, dass mit den Europäischen Institutionen der EBA, ESMA und EIPOA ein wichtiger Schritt hin zu mehr Stabilität gegangenen wurde. Jedoch sah er noch weiteren Bedarf, die administrative Belastung für Banken zu reduzieren und die hohe Anzahl technischer Standards und Direktiven zu reduzieren. Dies griff Gerhard Schorr ebenso in seinem Beitrag auf und verdeutlichte die Perspektiven einer stärkeren Differenzierung bei der Regulierung von kleinen und mittleren Banken (KMB). Die positiven Ansätze der Europäischen Kommission und des Europäischen Parlaments zur Überprüfung der bestehenden Regulatorik sollten sich dabei nicht nur auf eine Bewertung der Lage beschränken, sondern auch konkrete Maßnahmen für deutliches Entlastungspotenzial für kleine und mittlere Banken aufzeigen. Eine geeignete Möglichkeit sah er hierbei bei der Formulierung von Ausnahmen, da diese generell besser wären als komplexe Sonderregelungen.
Vor dem Hintergrund der aktuellen Debatte zu einer europäischen Einlagensicherung veranschaulichte Gerhard Schorr nochmals die Position der Genossenschaftsbanken und sprach sich entschieden gegen eine Vergemeinschaftung der Einlagensicherung aus.
Die anschließende Diskussion, welche von Dr. Bernd Neubacher, dem Leiter des Ressort Kredit- und Versicherungswirtschaft der Börsen-Zeitung moderiert wurde, befasste sich auch mit dem aktuellen Thema der europäischen Einlagensicherung.
Der Nachmittag stand traditionell im Zeichen eines aktuellen Fachthemas. In diesem Jahr wurde die Umsetzung der Wohnimmobilienrichtlinie ausgesucht. In den Beiträgen von Dr. Holger Mielk, Leiter der Rechtsabteilung des BVR, Tobias Mößner, BWGV, und Manfred Bitterwolf, BWGV, wurden die zivil- und aufsichtsrechtlichen Aspekte beleuchtet. Im Fokus auch der anschließenden Diskussionsrunde standen dabei die Veränderungen bei den Anforderungen an die Kreditwürdigkeitsprüfung bei Verbraucherkrediten und wie damit in der Praxis umzugehen ist. Ein weitergehender Bericht über die Veranstaltung wird in der Dezemberausgabe des GenoGraphs erscheinen.
