150 Jahre BWGV

1864

Am 21. August 1864 wurde im Beisein von Hermann Schulze-Delitzsch im Saal des Bürgermuseums, Lange Str. 4, in Stuttgart der Verband wirtschaftlicher Genossenschaften in Württemberg und Baden gegründet.

1867

Die Einheit des badischen und württembergischen Genossenschaftsverbands blieb nicht lange bestehen. Schnell begann die Zersplitterung in Einzelverbände.

1879

Die Umsetzung des ländlichen Genossenschaftswesens verlief in Baden und Württemberg recht unterschiedlich. Am 22. Oktober 1879 weitete der ländliche kreditgenossenschaftliche Verband Hessens, der von Wilhelm Haas gegründet wurde, sein Tätigkeitsfeld auf Baden aus und firmierte in „Verband der landwirthschaftlichen Kreditgenossenschaften im südlichen und westlichen Deutschland“ um.

1881

Am 26. Juli 1881 entstand in Stuttgart der „Verband landwirtschaftlicher Creditgenossenschaften in Württemberg“.

1883

In Karlsruhe gründeten sich 1883 der „Verband der badischen landwirthschaflichen Konsumvereine“ für die Warengenossenschaften und 1884 der „Verband der landwirthschaftlichen Creditgenossenschaften im Großherzogtum Baden“.

1889

Die Genossenschaftsverbände werden oberste Kontrollinstanz: Mit dem reichsweiten Genossenschaftsgesetz von 1889 wurde die Verpflichtung zur regelmäßigen Revision und zur Schaffung von Revisionsverbänden festgeschrieben.

1904

Im Jahr 1904 wurde der „Verband württembergischer Handwerkergenossenschaften“ gegründet.

1914

Mit dem Ersten Weltkrieg (1914-1918) begann ein Zeitalter der Krisen und Extreme, was auch die Genossenschaften und deren Verbände in Baden und Württemberg hart traf.

1922

Am 1. Februar 1922 nahm die „Beamtenwohlfahrtskasse des Verbands badischer landwirtschaftlicher Genossenschaften VVaG“ in Karlsruhe als zusätzliche Altersversorgung ihre Arbeit auf.

Am 11. Juni 1922 wurde der „Verband der Raiffeisengenossenschaften in Hohenzollern und den angrenzenden Gebieten von Baden und Württemberg e. V.“, in Sigmaringen gegründet.

1926

Am 10. Juli 1926 wurde die Landeszentrale des Badischen Molkereiverbandes eGmbH gegründet.

1929

Die ländlichen Einzel-verbände schlossen sich jeweils in Baden und in Württemberg zusammen.

1931

In Baden und Württemberg kam es zu einer umfassenden Neustrukturierung des genossenschaftlichen Verbandswesens.

1933

Mit der nationalsozialistischen Machtübernahme 1933 änderten sich die Bedingungen auch für die Genossenschaften und ihre Verbände in Baden wie in Württemberg grundlegend. Sie waren nicht mehr allein den Mitgliedern verpflichtet, sondern Teil des zentral gelenkten nationalsozialistischen Wirtschaftssystems.

1938

Im Jahr 1938 kam es zur Fusion des „Revisionsverbands gewerblicher Genossenschaften in Baden e.V.“ mit dem „Verband der badischen Kreditgenossenschaften e.V.“ zum „Badischen Genossenschaftsverband (Schulze-Delitzsch) e.V.“ mit Sitz in Rastatt.

1939

Die gewerblichen, württembergischen Genossenschaftsverbände bündelten im Jahr 1939 ihre Kräfte kurz bevor der Zweite Weltkrieg begann.

1942

Immer mehr Bürger wurden zum Kriegsdienst herangezogen, und den wachsenden Arbeitskräftemangel mussten die Unternehmen ab 1942 verstärkt durch den Einsatz von Zwangsarbeitern kompensieren. Mit zunehmender Kriegsdauer kämpften die Genossenschaftsverbände vor allem damit, ihren normalen Geschäftsbetrieb aufrechtzuerhalten und die turnusmäßigen Prüfungen durchzuführen.

1945

Ende des Zweiten Weltkriegs: Als Baden und Württemberg 1945 unter französische und amerikanische Besatzung kamen, verliefen die zwei Besatzungszonen quer durch beide Länder.

1947

Am 1. März 1947 wurde der Lehrbetrieb an der Württembergischen landwirtschaftlichen Genossenschaftsschule in Schrozberg als erster stationärer Bildungseinrichtung im Bundesgebiet aufgenommen. Sie bildete den Anfang der Akademie Hohenheim.

1948

Die Währungsreform 1948 hatte unterschiedliche Auswirkungen auf die einzelnen genossenschaftlichen Branchen. Sowohl die ländlichen als auch die gewerblichen Kreditgenossenschaften hatten kurz vor der Währungsreform eine erhöhte Einlagenaktivität zu verzeichnen gehabt, da nur Bankguthaben bei der Reform berücksichtigt werden sollten.

1949

Auf der württembergischen Seite kam es 1949 zur Errichtung der „Pensionskasse des Württembergischen Landesverbands landwirtschaftlicher Genossenschaften – Raiffeisen – VvaG“ in Stuttgart.

1953

46 badische Volksbanken und die Zentralkasse eröffneten auf Anregung ihres Genossenschaftsverbands 1953 das Schulze-Delitzsch-Haus in Staufen als verbandseigenes Schulungshaus.

Das Verbandsgebäude in Karlsruhe in Ettlinger Straße und Lauterbergstraße stammt im ältesten Teil aus dem Jahr 1912. Im Oktober 1953 wurden Erweiterungsarbeiten am Bau abgeschlossen und das Haus bekam den Namen "Raiffeisenhaus".

1957/58

Um Rechner und Prüfer zu entlasten und ihnen mehr Zeit für die Kundenbetreuung zu verschaffen, richteten die baden-württembergischen Genossenschaftsverbände 1957/58 Buchstellen ein.

1970/71

Ein Meilenstein: Gewerbliche wie ländliche Teile schlossen sich in Württemberg im Jahr 1970 und in Baden 1971 jeweils zum Württembergischen Genossenschaftsverband (WGV) und zum Badischen Genossenschaftsverband (BGV) zusammen.

1973

Der WGV bezog das neu errichtete GENO-Haus in Stuttgart, das von den namhaften Stuttgarter Architekten Walter Belz und Hans Kammerer geschaffen wurde.

1976

Strukturwandel: Ermuntert von den Genossenschaftsverbänden fusionierten in den 1970er Jahren immer mehr Genossenschaften aus dem gleichen Bereich. Dadurch entstanden betriebswirtschaftlich potente Einheiten.

1980

Einen nachhaltigen Aufschwung erlebten zwischen 1970 und 1980 die gewerblichen Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften, die vorwiegend im Großhandel und im Dienstleistungssektor agierten.

1984

Der Weg der EG: Noch im Laufe der 1980er Jahre beschleunigten sich weltweit die Bemühungen um Freihandel und wirtschaftlichen Austausch. Das bedeutete für die Genossenschaften im Land erweiterte Marktchancen, aber auch erhöhter Wettbewerbsdruck und so stieg der Beratungsbedarf durch die Genossenschaftsverbände.

1989

Wiedervereinigung: Die baden-württembergischen Genossenschaftsverbände leisteten wertvolle Hilfe beim Aufbau des Genossenschaftswesens in den neuen Bundesländern.

1993

Durch die EU-Agrarreform, die Realisierung des Binnenmarktes (1993) und den Wegfall des „Eisernen Vorhangs“ änderte sich die Lage auf den Agrarmärkten grundlegend. Die Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften mussten in einem Umfeld arbeiten, das im angestammten Tätigkeitsfeld durch Stagnation oder Schrumpfung gekennzeichnet war. Das schlug sich im Umsatz nieder.

Am 3. September 1993 wurde die „Akademie Badischer Volksbanken und Raiffeisenbanken – Bildungszentrum der Kredit- und Warengenossenschaften“ eingeweiht.

1995

Die baden-württembergischen Genossenschaftsverbände mussten immer stärker Synergien aus der eigenen Organisation nutzen. Damit sicherten sie sich die Existenz, denn den schrumpfenden Mitgliederzahlen durch Fusionen trat das verstärkte Dienstleistungsangebot entgegen.

1999

Digitales und Beratungsbedarf: Die Volksbanken und Raiffeisenbanken führten Bankservices und die Abwicklung des Wertpapiergeschäfts über das Internet ein. Ende 2000 wurden beispielsweise schon knapp 300.000 Konten in Württemberg online geführt.

2002

Am 12. März 2002 haben der württembergische Verwaltungsrat und der Verbandsrat in München den Auftrag gegeben, Verschmelzungsverhandlungen zwischen dem Genossenschaftsverband Bayern und dem WGV aufzunehmen. Der Verwaltungsrat des WGV beschloss am 7. April 2003 jedoch, die Fusionsverhandlungen mit dem Genossenschaftsverband Bayern nicht fortzusetzen.

2003

Es kam zu tiefgreifenden Umstrukturierungen in den baden-württembergischen Verbänden, um den Mitgliederbedürfnissen gerecht zu werden.

2004

2004 unterschrieben BGV und WGV eine Kooperationsvereinbarung, die den Grundstein für eine gemeinsame Beratung und Begleitung der baden-württembergischen Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften legte. Die beiden Verbände blieben aber selbstständig.

2005

Die Volksbanken und Raiffeisenbanken trafen verstärkt in Erfahrungsaustauschgruppen (Erfa-Gruppen) zum Meinungsaustausch zusammen, um neue Impulse in das Bankgeschäft zu tragen. Das Jahr 2005 brachte für die Genossenschaftsbanken wichtige Änderungen in den aufsichtsrechtlichen Rahmenbedingungen.

2006

Angesichts der Veränderungen der Märkte erlebt die genossenschaftliche Idee eine Wiederbelebung. Alleine von 2003 bis 2005 wurden bundesweit über 100 neue Unternehmen in das Genossenschaftsregister eingetragen. Die baden-württembergischen Genossenschaftsverbände unterstützten bei Kooperationen, aber auch bei Anfragen zu Neugründungen.

2007

Der Meilenstein für den BWGV: Der Verbandsrat des BGV und der Verwaltungsrat des WGV gaben den jeweiligen Verbandsvorständen am 7. November 2007 den Auftrag, Gespräche über eine Verschmelzung der beiden Genossenschaftsverbände im Land aufzunehmen.

2008

2008 zeigte sich weltweit als das schlimmste Bankenjahr der Nachkriegsgeschichte, doch das Geschäftsmodell der Volksbanken und Raiffeisenbanken bewährte sich als nachhaltiges Geschäftsmodell.

2009

Am 1. Januar 2009 nahm der Baden-Württembergische Genossenschaftsverband (BWGV) seine Arbeit in der neuen Organisationsstruktur auf. Seither hat der Verband zwei Hauptstellen in Karlsruhe und Stuttgart, wobei Karlsruhe juristischer Sitz ist.

 

Im Jahr 2009 startete die Genossenschaftsinitiative mit dem Wirtschaftsministerium. Der damalige baden-württembergische Wirtschaftsminister Ernst Pfister hat sich dabei zur Kooperation in der Rechtsform der eG bekannt und sein Ministerium stellte Mittel zur Förderung von Neugründungen zur Verfügung. Vor allem Energiegenossenschaften boomen.

2010

Am 11. November 2010 hat der Baden-Württembergische Genossenschaftsverband eine Kooperationsvereinbarung mit dem Genossenschaftsverband Bayern, dem Rheinisch-Westfälischen Genossenschaftsverband und dem Genossenschaftsverband Weser-Ems abgeschlossen.

2013

Die Genossenschaften in Baden-Württemberg unterstützen seit 2013 Entwicklungsprojekte im Ausland mit der Stiftung für Entwicklungszusammenarbeit – kurz „GESTE – Baden-Württemberg“. Dadurch zeigt der BWGV, dass Genossenschaften die Teilhabe am wirtschaftlichen Erfolg mit sozialer Verantwortung vereinen.

2014

Der BWGV feiert seine 150-jährige Geschichte mit zahlreichen Veranstaltungen und initiiert das Jubiläumslogo mit dem Slogan: „150 Jahre BWGV – Wir leben Genossenschaft“.