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13 neue Genossenschaften im ersten Halbjahr - Unternehmen präsentieren sich in Heilbronn

Genossenschaftstag 2014 in Heilbronn
BWGV

Eine Unternehmensform boomt: Im ersten Halbjahr 2014 sind in Baden-Württemberg 13 neue Genossenschaften gegründet worden. Damit steigt ihre Gesamtzahl auf 851. In den vergangenen zehn Jahren wurden allein im Südwesten rund 250 neue Genossenschaften ins Leben gerufen. „Die vielen Gründungen zeigen, wie hervorragend sich unsere Unternehmensform für viele Geschäftsideen und zur Bewältigung von Zukunftsherausforderungen eignet“, sagt Dr. Roman Glaser, der Präsident des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbands (BWGV), auf der Pressekonferenz zum Genossenschaftstag 2014 in Heilbronn. Dieser findet am Samstag, 5. Juli, auf dem Kiliansplatz statt. Bei der Veranstaltung präsentieren sich von 11 bis 16 Uhr die Genossenschaften im Südwesten mit ihren vielfältigen und erfolgreichen Geschäftsmodellen – von Banken über Handwerk und Handel bis zu Landwirtschafts- und Energiegenossenschaften.

„Die eingetragene Genossenschaft ist ein Traditionsmodell mit großer Zukunft“, verdeutlicht Glaser. „Sie verbindet in idealer Weise wirtschaftlichen Erfolg mit sozialer Verantwortung – und sie kommt dem Wunsch der Menschen nach Mitbestimmung entgegen.“ Neben zahlreichen Energiegenossenschaften werden unter anderem auch Dorfläden, Gesundheitsgenossenschaften, Kooperationen für Berater, Gärtner und Druckereien sowie Schwimmbad- oder Gasthaus-Genossenschaften gegründet. Die eingetragene Genossenschaft (eG) bietet sich an, wenn Wirtschaftsakteure ihre Kräfte bündeln und die Vorteile der Kooperation nutzen möchten, ohne dabei ihre Eigenständigkeit aufzugeben. Dies geschieht vermehrt unter Freiberuflern, in den Bereichen Pflege und neue Wohnformen, bei der örtlichen Nahversorgung, im Bereich Bildung und bei der Erzeugung und dem Vertrieb erneuerbarer Energie. Entsprechend rechnet Glaser mit weiteren Gründungen in den kommenden Jahren. Vor allem im ländlichen Raum sind Genossenschaften das Rückgrat ganzer Regionen. „Sie haben eine gesellschaftlichen Gestaltungsauftrag“, verdeutlicht der Verbandspräsident.

Genossenschaftliche Vielfalt von 11 bis 16 Uhr erleben

Beim Genossenschaftstag, der am Samstag, 5. Juli, um 11 Uhr von BWGV-Präsident Glaser und Harry Mergel, dem Oberbürgermeister der Stadt Heilbronn, eröffnet wird, zeigt sich die enorme Vielfalt der 160 Jahre alten Unternehmensform. „Baden-Württemberg kann getrost als das Land der Genossenschaften bezeichnet werden“, sagt Glaser im Vorfeld der Veranstaltung. Denn mit gut 3,73 Millionen Menschen ist mehr als jeder dritte Einwohner im Südwesten Mitglied mindestens einer Genossenschaft. Jeweils am ersten Samstag im Juli präsentiert sich die „genossenschaftliche Familie“ in einer Stadt in Baden-Württemberg und macht ihre Unternehmensform für alle Interessierten erlebbar. In Heilbronn sind neben den Volksbanken und Raiffeisenbanken im Kreis auch die Kaminbauer der Hagos eG, Intersport Deutschland, die Bäckereigenossenschaft BÄKO Region Stuttgart und die Weingärtnergenossenschaften der Region vertreten. Zudem präsentieren sich auf dem Kiliansplatz die Vitfrisch Gemüse-Vertrieb eG, die BayWa sowie die BayWa r.e. renewable energy, der Gewinnsparverein der Volksbanken und Raiffeisenbanken in Baden-Württemberg und die Energiegenossenschaft EnerGeno Heilbronn-Franken.

„Genossenschaften genießen großes Vertrauen der Menschen, weil sie sich mit ihren seriösen und regionalen Geschäftsmodellen immer wieder als ein Hort der Stabilität erweisen. Das hat sich ganz besonders in der Finanzmarktkrise gezeigt“, verdeutlicht BWGV-Präsident Glaser. „Noch nie hat ein Kunde einer Volksbank oder Raiffeisenbank auch nur einen Cent seiner Einlagen verloren.“ Darüber hinaus sind Genossenschaftsbanken seit mehr als 150 Jahren zuverlässige und faire Partner des Mittelstands in Deutschland – gerade auch in schwierigen Zeiten. Die Zahl der Genossenschaftsmitglieder in Baden-Württemberg hat in den vergangenen zehn Jahren um mehr als 350.000 zugelegt.

Volksbanken und Raiffeisenbanken: Mitglieder stehen im Fokus

„Die Volksbanken und Raiffeisenbanken im Kreis Heilbronn sind durch ihre guten wirtschaftlichen Verhältnisse sowie ihr mitglieder- und kundenorientiertes Geschäftsmodell hervorragend aufgestellt, um ihre gute Marktstellung zum Wohle der Mitglieder und Kunden weiter auszubauen“, sagt Siegfried Seitz, Vorstandsvorsitzender der VBU Volksbank im Unterland eG, Schwaigern, und Vorsitzender der Genossenschaftlichen Bezirksvereinigung (GBV) Heilbronn. Im Gegensatz zu anderen Bezirksvereinigungen in Baden-Württemberg sind in Heilbronn nicht nur die elf örtlichen Volksbanken und Raiffeisenbanken, sondern auch eine landwirtschaftliche Bezugs- und Absatzgenossenschaft (BAG), die BayWa und neun Weingärtnergenossenschaften zusammengeschlossen. „Neben den gemeinsamen Wurzeln von Geld und Ware verbindet uns die Einzigartigkeit der gemeinsamen Rechtsform eG“, erläutert Seitz.

In der Fachgruppe Banken der GBV Heilbronn arbeiten die elf Genossenschaftsbanken partnerschaftlich zusammen. „Hauptfelder der Zusammenarbeit sind Vertriebs-, Marketing- und Ausbildungsfragen“, berichtet Seitz. Die Volksbanken und Raiffeisenbanken in der Bezirksvereinigung sind mit mehr als 140.000 Mitgliedern, rund 920 Mitarbeitern, 5,6 Milliarden Euro Bilanzsumme und einem Gesamtkundenvolumen von über 10 Milliarden Euro ein gewichtiger Wirtschaftsfaktor in der Region. Insgesamt gibt es in Baden-Württemberg 218 Volksbanken und Raiffeisenbanken, die mit fast 24.000 Mitarbeitern ein Geschäftsvolumen von mehr als 135 Milliarden Euro betreuen und gut 3,5 Millionen Mitglieder zählen.

„Unternehmensform ist aktueller denn je“ – etwa bei BÄKO

Auch in anderen Branchen boomt die genossenschaftliche Kooperation. „Die eingetragene Genossenschaft als Unternehmensform ist aktueller denn je“, sagt Jörg Beck, Niederlassungsleiter bei der BÄKO Region Stuttgart. „Zweck unserer Genossenschaft ist die wirtschaftliche Förderung und Betreuung der Mitglieder“, verdeutlicht er. Die BÄKO Region Stuttgart eG betreut und unterstützt ihre Mitglieder und Kunden des Bäcker- und Konditorenhandwerks nach dem genossenschaftlichen Prinzip – und das bereits seit 1899. Die in Stuttgart gegründete Bäckergenossenschaft ist die älteste im Bundesgebiet.

Die BÄKO Region Stuttgart eG mit Hauptsitz in Stuttgart-Weilimdorf ist mit ihren Niederlassungen in Uhingen und Öhringen die am Umsatz gemessen drittgrößte von 34 BÄKO-Genossenschaften in Deutschland. Sie betreut mit 230 Mitarbeitern etwa 750 Mitgliedsbetriebe des backenden Handwerks und erzielt einen Umsatz (2013) von 166,5 Millionen Euro. Insgesamt gibt es im Südwesten 290 gewerbliche Genossenschaften, die mit 4.800 Mitarbeitern fast 5 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaften.

Enorme Bedeutung im württembergischen Weinbau

In der Landwirtschaft haben Genossenschaften eine lange Tradition – und auch heute spielen sie eine wichtige Rolle. „Rund 75 Prozent der Rebflächen in der Region werden genossenschaftlich vermarktet“, berichtet Karl Seiter, geschäftsführender Vorstand der Genossenschaftskellerei Heilbronn-Erlenbach-Weinsberg. „Dies ist deshalb von besonderer Bedeutung, weil dadurch Vermarktungseinrichtungen geschaffen wurden, die den Veränderungen des Marktes gerecht werden“, verdeutlicht er. Die Weingärtnergenossenschaften seien heute ein verlässlicher und starker Partner für den Lebensmittelhandel und den Getränkefachgroßhandel. „Somit haben die Weingärtner in unserer Region eine gute Zukunftschance“, zeigt sich Seiter zuversichtlich. Mehr als 60 Prozent der Württemberger Rebfläche befinden sich im Stadt- und Landkreis Heilbronn. Stolz sind die Weingärtner in der Region auf die traditionellen Rebsorten wie Trollinger, Lemberger, Schwarzriesling und Samtrot. Aber auch Weißweine wie Riesling werden angebaut.

In den vergangenen Jahren sind bei den Weingärtnergenossenschaften vielerorts größere Betriebseinheiten entstanden. „Deshalb sieht sich die genossenschaftliche Weinszene gut aufgestellt“, berichtet Seiter. Insgesamt erwirtschaften die 343 landwirtschaftlichen Genossenschaften im Südwesten einen Umsatz von knapp 3,7 Milliarden Euro – mit Getreide, Obst, Gemüse, Milch, Wein und vielem mehr. Sie beschäftigen 5.700 Mitarbeiter im gesamten Bundesland.
 
Die enorme Vielfalt der genossenschaftlichen Gruppe kann jeder Interessierte am Samstag, 5. Juli, von 11 bis 16 Uhr auf dem Heilbronner Kiliansplatz erleben. Daneben ist auch für Unterhaltung gesorgt: Auftritte diverser Tanz- und Musikgruppen aus der Region stehen ebenso auf dem Programm des von Radio Ton unterstützten Genossenschaftstags wie eine Erlebnis-Back-Show der „Wildbakers“, ein Auftritt des Sängers Michael Eb mit Band und ein tolles Kinderprogramm mit Kletterberg und Riesenkicker.

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