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Erfolgreichstes Geschäftsjahr seit Unternehmensgründung: Interview mit Union-Investment-Chef Hans Joachim Reinke

Union Investment nachhaltige Fonds
I-vista / pixelio.de

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Das Jahr 2021 war für die genossenschaftliche Fondsgesellschaft Union Investment, Frankfurt, das erfolgreichste Geschäftsjahr seit der Unternehmensgründung im Jahr 1956. Die Redaktion des Geno Graph sprach mit dem Vorstandsvorsitzenden Hans Joachim Reinke über diesen Erfolg und blickt auch voraus.

Herr Reinke, Sie haben kürzlich die Geschäftszahlen für 2021 bekanntgegeben. Wie lautet ihr Fazit für das vergangene Jahr?

Zunächst einmal möchte ich sagen, dass sich Zuflüsse in noch nie erlebter Größenordnung, die positive Performance unserer Fonds und freundliche Börsen in unseren Geschäftszahlen niedergeschlagen haben. Nach einer Dekade überproportionalen Wachstums können wir über eine große Dynamik im genossenschaftlichen Fondsgeschäft berichten und haben damit unsere Position weiter gestärkt. 

Sie haben den Nettoabsatz mit privaten Anlegerinnen und Anlegern mehr als verdoppelt. Was sind die Gründe für diese Entwicklung?

Viele Kleinsparerinnen und -sparer haben im vergangenen Jahr den Investmentfonds für sich entdeckt. Seit 69 Monaten in Folge frisst die Inflation die Zinserträge auf, und mit dem jüngsten Anstieg der Teuerungsrate verschärft sich die Situation weiter. Durch diesen spürbaren Vermögensverlust wird aus dem Nachdenken über eine zeitgemäße Geldanlage ein Handeln. Die Geldanlage wird nicht nur neu gedacht, sie wird neu und ausgewogener umgesetzt. Daraus ergibt sich, dass der Nettoabsatz mit privaten Anlegerinnen und Anlegern im Vergleich zum Vorjahr um mehr als das Doppelte auf 19,7 Milliarden Euro stieg und damit einen neuen Rekordwert erreichte. Der Bestand im Privatkundengeschäft erhöhte sich auf 210,0 Milliarden Euro. Dieses sehr gute Absatzergebnis werten wir als Bestätigung unserer Arbeit und zugleich als Ausdruck der engen Partnerschaft mit den Genossenschaftsbanken, für die ich mich herzlich bedanke.

Welche Anlagen standen bei den Anlegerinnen und Anlegern im Fokus?

Im Mittelpunkt standen erneut Substanzwerte. So flossen Aktienfonds sieben Milliarden Euro netto zu. Mischfonds verbuchten ein noch stärkeres Neugeschäft von 10,5 Milliarden Euro und Offene Immobilienfonds verzeichneten Nettozuflüsse von 2,2 Milliarden Euro. Dabei fokussierten sich private Sparerinnen und Sparer noch stärker auf nachhaltige Anlageprodukte als bisher. Der Anteil nachhaltiger Fonds am Nettomittelaufkommen privater Gelder erhöhte sich im Verlauf des vergangenen Jahres auf 60 Prozent. Vor drei Jahren waren es noch neun Prozent.

Auch die Rendite kann sich sehen lassen.

Ja. Das aktive Management kam auch 2021 zum Tragen und führte zu einer deutlichen Outperformance bei vielen Fonds. Mit Aktienfonds von Union Investment konnten Kundinnen und Kunden in den vergangenen fünf Jahren im Durchschnitt 11,9 Prozent pro Jahr und über zehn Jahre sogar 12,0 Prozent pro Jahr an Rendite nach Kosten erzielen. Mischfonds erreichten über fünf Jahre eine Rendite von 3,6 Prozent bzw. über zehn Jahre von 4,7 Prozent netto pro Jahr. Diese Ergebnisse belegen die hohe Leistungsfähigkeit des aktiven Fondsmanagements.

Viele Menschen schaffen mit Sparplänen den Einstieg in das Sparen mit Fonds. Wie haben sich die Zahlen hier entwickelt?

Einmal mehr erwiesen sich die klassischen Fondssparpläne als tragende Säule des Neugeschäfts. Im vergangenen Jahr wurden so viele Fondssparpläne eröffnet wie nie zuvor. Es kamen 584.000 Neueröffnungen netto hinzu und damit 34 Prozent mehr als im Vorjahr. Zwei Dinge freuen uns dabei besonders: Einerseits waren 62 Prozent der Neuverträge Aktienfondssparverträge, andererseits werden die Kundinnen und Kunden immer jünger. Ein Drittel derjenigen, die Sparpläne neu abschließen, sind jünger als 27 Jahre. Was früher das ‚Jeans-Sparbuch‘ für die jüngere Generation war, ist heute der Fondssparplan. Mit den klassischen Sparplänen, den Riester-Sparplänen und dem VL-Sparen verwaltet Union Investment nunmehr 6,3 Millionen Fondssparpläne. 

Wie haben sich die Geschäftszahlen bei institutionellen Kunden entwickelt?

Auch das Geschäft mit institutionellen Anlegern war im abgelaufenen Jahr von einer hohen Dynamik geprägt. Hier kam es mit einem Nettomittelaufkommen von 20,8 Milliarden Euro ebenfalls zu einem neuen Absatzrekord. Folglich erhöhte sich der Bestand im institutionellen Geschäft auf 245,1 Milliarden Euro. Zum positiven Geschäftsverlauf trugen 59 neu gewonnene Kunden aus dem genossenschaftlichen und nicht genossenschaftlichen Bereich im In- und Ausland bei.

Welche Themen stehen bei dieser Kundengruppe im Fokus?

Auch wenn das Portfoliomanagement weiterhin den Kern der Tätigkeiten für professionelle Anleger bildet, so reicht es allein immer weniger aus. Denn das institutionelle Geschäft hat sich gewandelt. Rentabilität, Liquidität, Risikomanagement, Nachhaltigkeit, Regulierungsanforderungen und Reporting – das Spannungsfeld, mit dem institutionelle Kunden konfrontiert sind, erfordert immer mehr individuelle Lösungen. Deutlich wurden die individuellen Kundenansprüche auch dadurch, dass Spezialfonds mit Zuflüssen von 18,2 Milliarden Euro 88 Prozent des gesamten Neugeschäfts dieser Kundengruppe ausmachten. Zudem rückten 2021 Alternative Investments und Immobilienspezialfonds gegenüber traditionellen Wertpapieranlagen stärker in den Fokus des Interesses. Ihr Anteil am gesamten Nettoabsatz bei institutionellen Kunden betrug 44 Prozent.

Welche Rolle spielt das Thema Nachhaltigkeitbei Ihren Anlegerinnen und Anlegern?

Nachhaltigkeit wird immer mehr zum Standard. So investieren bereits 78 Prozent der institutionellen Anleger in Deutschland nachhaltig. Vor diesem Hintergrund ist der Bestand an nachhaltigen Anlagen auch bei Union Investment deutlich gewachsen. Im Wertpapierbereich stiegen die nach Artikel 8 und 9 der EU-Offenlegungsverordnung angelegten Volumina auf 88,1 Milliarden Euro, 2020 waren es noch 61,2 Milliarden. Hinzu kamen Offene Immobilienfonds, die seit dem 1. November 2021 als Produkte nach Artikel 8 der Offenlegungsverordnung geführt werden. Sie wiesen zum Jahresende einen Bestand von 37,5 Milliarden Euro auf, sodass Union Investment ein Volumen nachhaltiger Anlagen von insgesamt 125,6 Milliarden Euro verwaltete. 

Aufgrund der hohen Nachfrage werden wir die Palette nachhaltiger Lösungen auch 2022 weiter ausbauen. Ich möchte allerdings betonen, dass Nachhaltigkeit kein Zustand ist, sondern ein Prozess. Man erreicht nur wenig, wenn man sich als Asset Manager einzig auf bereits nachhaltige Firmen konzentriert, denn der Hebel für die Einsparung von Treibhausgasemissionen ist viel größer, wenn wir auch in Unternehmen investieren, die sich glaubhaft nachhaltiger ausrichten und ihre Ziele verlässlich verfolgen. Durch diese Ausrichtung der Investmentstrategie ist der CO2-Fußabdruck aller Wertpapierportfolios von Union Investment seit 2019 spürbar reduziert worden. Bis 2050 wollen wir komplett klimaneutral investieren. 

Wie geht es nach diesem Rekordjahr Ihrer Meinung nach weiter?

Wir haben nach einer Dekade des überproportionalen Wachstums noch einmal nachgelegt und unsere Marktposition deutlich gestärkt. Wir haben im Jahr 2021 quantitativ und qualitativ Außergewöhnliches erreicht. Die Trends sprechen weiter für die Fondsanlage und das aktive Management. Deshalb bleibt das genossenschaftliche Fondsgeschäft ein Wachstumsmodell.

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