Genossenschaften helfen in Paraguay

Kurzzeiteinsatz für den DGRV in Paraguay

Das hört sich zunächst doch recht technokratisch und nicht so spannend an. Weit gefehlt. Gut eine Woche durfte der Autor unseren Dachverband Deutscher Genossenschafts- und Raiffeisenverband in Lateinamerika bei seiner Arbeit begleiten, Vorträge halten, unzählige Gespräche führen, „Netzwerk“ erleben und persönlich hinzugewinnen sowie eine Menge spannender Erkenntnisse nach „good old Europe“ mitnehmen.

Es gibt noch weitere Flugrouten nach Asunción, der Hauptstadt Paraguays, aber auch die knapp 20 Stunden von Stuttgart über London und Sao Paulo sind kein Pappenstiel. Umso sportlicher und spannender, wenn es nach der Ankunft gleich weitergeht zu einer Spar- und Kreditgenossenschaft (SKG), um dort eine Spende unserer Stiftung GESTE zum Aufbau eines Mikrofinanzfonds mit zu übergeben. Das übrigens an einem Samstag, was aber der Freundlichkeit und dem Engagement der Vertreter der SKG keinen Abbruch tat. Von dort aus ging es dann noch weiter zu einer typischen landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft.

Das war schon mal ein fulminanter Start des Kurzeiteinsatzes, in dessen Rahmen der Autor sechs Vorträge halten sollte, zu Themen der Prüfung und der Bankenregulierung ebenso wie zum Klassiker „Internes Kontrollsystem und Innenrevision“.

DGRV hält Kontakte in ganz Lateinamerika

Warum Asunción, warum Paraguay? Nun, der DGRV betreut von diesem Stützpunkt aus nicht nur die beachtliche Genossenschaftsorganisation Paraguays, sondern steuert von hier aus auch das Projekt CoopSur. Dieses Projekt hat das Ziel, Hilfe zur Selbsthilfe und den Aufbau genossenschaftlicher Strukturen in der Region „Cono Sur da las Americas“ zu unterstützen. CoopSur umfasst neben Paraguay auch Bolivien, Uruguay und Peru. Ferner hält der DGRV aus seinem Büro in Asunción heraus, unter der Leitung von Steffen Müller, Kontakte in ganz Lateinamerika.

Alle Genossenschaften, auch diejenigen ohne Spar- und Kreditgeschäft, werden vom Incoop beaufsichtigt – eine Einrichtung, die der Staat Paraguay mit der Aufgabe „beliehen“ hat, deren Spitze aber von den Genossenschaften bestimmt wird. Eine Sektoraufsicht, die sich hier bei uns manch einer wünschen würde. In Paraguay ist Incoop bei den Genossenschaften durchaus nicht unumstritten und steht vor beachtlichen Herausforderungen, die notwendige Qualität und Stringenz der Aufsichtsarbeit zu gewährleisten.

Faszinierend waren die Vortragsveranstaltungen bei Genossenschaften beziehungsweise dem Verband der Produktionsgenossenschaften Fecoprod. „Internes Kontrollsystem und Innenrevision“ war deshalb von besonderem Interesse bei den Genossenschaftlern, weil sowohl die Verbände mit Unterstützung des DGRV ein wirksames Kontrollsystem fordern, als auch der Aufseher Incoop, der bei größeren Genossenschaften als Teil der Regulierung eine Innenrevision verbindlich vorschreibt. Ob in Paraguay oder Deutschland: Mittelständler suchen zu Recht die Balance zwischen Kontrollbedürfnis und dem Aufwand eines Kontrollsystems. Was die Zuhörer sichtbar erreichte, war die Reflektion zu Vertrauen und Kontrolle und der Erkenntnis, dass ohne Vertrauen kein Unternehmen arbeiten kann, dass dies aber keinen Widerspruch zu einem adäquaten Kontrollumfeld darstellt. Amüsiert hat die Genossenschaftler in Paraguay das Sinnieren über „Alpha-Tiere“ in den Verwaltungsorganen einer Genossenschaft und deren „Impact“ auf eine wirksame Betriebsorganisation.

Wichtige Aufgabe des DGRV

An zwei Tagen durfte der Autor an einem internationalen Seminar in Asuncion „Regulierung und Überwachung von Spar- und Kreditgenossenschaften mit einem Fokus auf finanzielle Inklusion“ teilnehmen. Teilnehmer waren Aufseher, Vertreter von Verbänden und SKGs aus zehn Ländern Lateinamerikas. Neben der Funktion von Prüfung und der Organisation von Finanzmarktaufsicht war das Thema Einlagensicherungen/Institutssicherung von besonderem Interesse. Ohne an dieser Stelle auf Länderspezifika eingehen zu können, machte das Seminar eines überdeutlich: Die internationale Arbeit des DGRV ist auch für die Interessenvertretung durch BVR und BWGV und anderen in Sachen Bankenregulierung enorm wichtig. Die Darstellung der Institutssicherung nach deutschem Muster (BVR-SE/ISG GmbH) stieß auf großes Interesse der Seminarteilnehmer. Unschätzbar wertvoll wäre es, wenn man bei der politischen Diskussion um Anlegerentschädigung/Institutssicherung Mitstreiter aus allen Teilen der Welt gewinnen könnte.